Im Zeitalter smarter Uhren ist die Auswahl riesig. Zwischen Apple Watch, Garmin, Huawei und Co. finden sich immer mehr Modelle von unbekannteren Herstellern, die mit robustem Design, hoher Akkulaufzeit und günstigen Preisen punkten wollen. Die Kospet Tank M3 Ultra ist genau so ein Kandidat. Ich habe sie mehrere Wochen im Alltag und im Sport getestet. In diesem Beitrag erfährst Du, für wen diese Uhr geeignet ist, wo ihre Stärken liegen – und wo nicht.
Verarbeitung und Design: Ein Panzer am Handgelenk
Der erste Eindruck der Kospet Tank M3 Ultra ist eindeutig: Massiv, robust, schwer. Die Uhr ist vollständig aus Metall gefertigt, was sich in der Hand wertig anfühlt. Die Verarbeitungsqualität ist überraschend gut für eine Uhr dieser Preisklasse. Farblich abgesetzte Tasten auf beiden Seiten, die zudem unterschiedlich geriffelt sind, sorgen für eine gute Bedienbarkeit.
Einziger Nachteil: Mit dem mitgelieferten Metallarmband ist die Uhr extrem schwer und auf Dauer unangenehm zu tragen. Das mitgelieferte Gummiarmband schafft Abhilfe und macht das Tragen im Alltag deutlich angenehmer.
Display: AMOLED auf Top-Niveau
Das 1,96 Zoll große AMOLED-Display ist ein Highlight der Uhr. Mit 410 x 502 Pixeln Auflösung, hoher Helligkeit und satten Farben ist es hervorragend ablesbar – selbst bei direkter Sonneneinstrahlung. Gorilla Glass schützt das Display vor Kratzern und Stößen.
Das Always-On-Display funktioniert gut und ist bei einer Uhr in dieser Preisklasse keine Selbstverständlichkeit.
Bedienung: Tasten, Touch & App
- Touchscreen
- Seitliche Tasten
- Begleit-App
Der Touchscreen reagiert sehr flüssig, ist „snappy“ und intuitiv zu bedienen. Menüs lassen sich einfach aufrufen, und das Scrollen durch die Anwendungen macht sogar Freude. Die Tasten sind besonders im Sport praktisch, wenn man schwitzige oder nasse Hände hat. Die App (verfügbar für iOS und Android) bietet grundlegende Anpassungsmöglichkeiten, wie etwa die Auswahl von Watchfaces oder die Einrichtung des Schnellstartmenüs.
Leider gibt es keinen App-Store: Zusätzliche Apps lassen sich nicht installieren. Man ist auf das vorinstallierte Softwarepaket angewiesen.
Outdoor-Tauglichkeit: MIL-STD-810H & IP69K
- Staubdicht
- Wasserdicht bis 50 Meter Tiefe
- Stoßfest
In der Praxis bedeutet das: Diese Uhr steckt Regen, Duschen, Schlamm und mechanische Einwirkungen problemlos weg. Ein Begleiter fürs Grobe. Wer im Handwerk, im Outdoorbereich oder in staubigen Umgebungen arbeitet, wird diese Uhr zu schätzen wissen.
Kospet gibt an, dass die Uhr bis zu 50 Meter tief tauchen kann. Realistisch betrachtet bedeutet das, dass sie für Schwimmen, Schnorcheln und Duschgänge problemlos geeignet ist – fürs echte Tieftauchen aber eher nicht.
SWOLF-Modus & Schwimmen
Die Kospet Tank M3 Ultra bietet einen sogenannten SWOLF-Modus – ein Wert, der sich aus der Anzahl der Züge pro Bahn und der Zeit ergibt. Im Profibereich wird er zur Effizienzbewertung beim Schwimmen genutzt. Dass ein solches Feature in einer Uhr dieser Preisklasse auftaucht, ist positiv zu bewerten.
Ob die SWOLF-Werte tatsächlich korrekt erfasst werden, bleibt fraglich. Ohne unabhängige Validierung oder Vergleichsmessung lässt sich das kaum seriös beurteilen.
GPS & Navigation
Die Uhr bietet Dualband-GPS (L1 + L5) und unterstützt sechs Satellitensysteme. In der Praxis ist die Ortung zügig und präzise genug für typische Outdoor-Aktivitäten wie Wandern, Radfahren oder Joggen.
Im Vergleich zur Apple Watch oder Garmin-Fitnessuhren liefert sie leicht abweichende Werte, aber im vertretbaren Rahmen.
Gesundheitsdaten: Viel Schein, wenig Substanz
- Herzfrequenzmessung
- Blutdruckanzeige
- SpO2-Messung (Sauerstoffsättigung)
- Stressmessung
- Schlafanalyse
Doch die Datenqualität ist fragwürdig. Die Uhr zeigt z. B. Blutdruckwerte an, obwohl sie über keinen validierten Sensor verfügt. Diese Werte basieren rein auf Schätzungen durch Algorithmen. Wer sich auf diese Werte für medizinische Entscheidungen verlässt, macht einen großen Fehler.
Herzfrequenzmessungen stimmen nur grob mit denen von Vergleichsgeräten (z. B. Brustgurten oder Apple Watch) überein. Bei Sporteinheiten kommt es zu deutlichen Abweichungen.
Sportmodi: Breite Auswahl, aber unzuverlässige Messung
Die Uhr bietet eine riesige Anzahl an Sportmodi: Von klassischen Disziplinen wie Laufen, Radfahren, Schwimmen bis hin zu Yoga, Tanzen oder Kraftsport.
Doch auch hier ist die Datenqualität durchwachsen. In einem direkten Vergleich mit einem Garmin-Brustgurt zeigte die Kospet-Uhr beim Radfahren deutlich zu niedrige Pulswerte und unsinnige Höhenmeterdaten an (z. B. -127 m Höhe).
Die Visualisierung in der App wirkt modern, aber die Datenbasis ist zu ungenau, um sich ernsthaft darauf zu verlassen. Für ambitionierte Sportler ist das Gerät daher nicht geeignet.
Watchfaces & Personalisierung
Die Uhr bietet eine Auswahl an Watchfaces, von denen bis zu vier gleichzeitig gespeichert werden können. Das Wechseln funktioniert über die App, ist aber langsamer als bei Apple- oder Galaxy-Geräten.
Designtechnisch sind viele der mitgelieferten Watchfaces bunt, schrill und wenig funktional. Klassische, elegante oder dezente Designs fehlen – hier wäre Nachbesserung wünschenswert.
Akku: Starke Laufzeit bei aktiver Nutzung
- Im Standby: bis zu 50 Tage
- Alltagsnutzung mit aktiven Sensoren: ca. 4 Tage
- Intensive Nutzung mit GPS und Always-On-Display: 2–3 Tage
Für eine Uhr mit AMOLED-Display, Dualband-GPS und permanenter Pulsmessung sind das gute Werte. Die Ladezeit beträgt etwa 2 Stunden.
Telefonieren & Benachrichtigungen
Die Uhr bietet eine Telefonfunktion via Bluetooth. Voraussetzung: Dein Smartphone ist verbunden. Anrufe lassen sich annehmen und über das integrierte Mikrofon und den Lautsprecher führen. Die Qualität ist akzeptabel.
Benachrichtigungen von WhatsApp, SMS, E-Mail & Co. werden angezeigt, können aber nur mit vordefinierten Antworten beantwortet werden. Eigene Texteingabe ist nicht möglich.
Zielgruppe: Für wen ist die Uhr geeignet?
- Wandern
- Camping
- Handwerk & Bau
- Motorradfahren
- Alltagseinsatz mit hoher mechanischer Beanspruchung
Wer hingegen eine Uhr sucht, die zuverlässig medizinische Daten liefert oder Sport auf Leistungsniveau tracken soll, wird hier nicht glücklich. Da empfiehlt sich der Griff zu Garmin, Polar, Apple oder Amazfit.
Preis-Leistung: Ist sie die 160 Euro wert?
Zum Zeitpunkt des Tests kostet die Uhr etwa 160 Euro. Das ist kein Schnäppchen, aber angesichts des hochwertigen Gehäuses, der langen Akkulaufzeit und der robusten Eigenschaften ein fairer Preis.
Andere Modelle wie die Amazfit Cheetah bieten bessere Gesundheitsdaten, sind aber meist aus Kunststoff gefertigt und deutlich empfindlicher.
Fazit: Solide Outdoor-Smartwatch mit klarer Ausrichtung
Die Kospet Tank M3 Ultra ist keine Sportuhr. Auch keine Gesundheitsuhr. Sie ist eine robuste Outdoor-Smartwatch für alle, die Wert auf Widerstandsfähigkeit, Akkulaufzeit und ein gutes Display legen. In rauen Umgebungen, auf der Baustelle oder beim Wandern ist sie in ihrem Element.
Für medizinisch exakte Daten oder leistungsorientiertes Training ist sie nicht geeignet. Wenn Du jedoch eine „Uhr fürs Grobe“ suchst, die auch optisch etwas hermacht, könnte die Tank M3 Ultra genau das Richtige für Dich sein.
Kurzfazit:
- Pro: Robustes Metallgehäuse, tolles Display, lange Akkulaufzeit, viele Outdoorfunktionen
- Contra: Unzuverlässige Gesundheitsdaten, keine App-Installation möglich, eingeschränkte Personalisierung
Gesamturteil: Empfehlenswert für Outdoor-Fans, weniger für Sport- oder Gesundheits-Enthusiasten.