iPhone 6 und die Touchscreen Krankheit

Touchscreen-Krankheit beim iPhone 6 (Plus): Ein unterschätzter Designfehler

Schon mal was von der „Touchscreen-Krankheit“ gehört? Falls du kein iPhone 6 oder iPhone 6 Plus besitzt, ist dir dieser Begriff vermutlich nie begegnet. Doch wer eines dieser Modelle sein Eigen nennt, sollte gewarnt sein: Die sogenannte „Touchscreen disease“ ist ein weit verbreiteter Defekt – und er hat es in sich.

Was genau ist die Touchscreen-Krankheit?

Die Touchscreen-Krankheit beschreibt einen systematischen Ausfall des Touchscreens beim iPhone 6 Plus (und teilweise auch beim iPhone 6), der durch einen strukturellen Konstruktionsfehler bedingt ist. Der Fehler äußert sich zunächst schleichend – der Bildschirm reagiert nicht mehr zuverlässig auf Eingaben oder zeigt ein flackerndes graues Flimmern am oberen Rand. Später versagt die Touch-Funktionalität oft vollständig.

Die Ursache: Bendgate lässt grüßen

Die Ursache liegt tief im Gehäuse verborgen. Zur Erinnerung: Als das iPhone 6 Plus 2014 auf den Markt kam, rauschte es heftig durch Blogs und Tech-Medien. Grund: Das Gerät ließ sich vergleichsweise leicht verbiegen – Stichwort „Bendgate“. Damals wurde das Phänomen als übertrieben oder clickbait-tauglich abgetan. Heute wissen wir: Es war real – und hatte gravierende Folgen.

Durch die strukturelle Schwäche des Gehäuses kam es zu Mikroverformungen, etwa beim Tragen in der Hosentasche. Diese feinen Verbiegungen wirken sich auf das Mainboard aus – genauer gesagt auf zwei empfindliche Touch-Controller-Chips (Touch IC), die direkt auf der Logic-Platine sitzen. Diese Chips sind nur über vier Lötpunkte befestigt. Mit der Zeit entstehen dort Haarrisse oder kalte Lötstellen, die zur Instabilität des Touchscreens führen.

Warum ein Displaytausch nichts bringt

Der erste Reflex vieler Nutzer: Display austauschen lassen. Doch in diesem Fall hilft das nichts. Die Störung sitzt nicht im Bildschirm, sondern in der darunterliegenden Steuerelektronik. Wer hier vorschnell handelt, gibt möglicherweise 80–100 € für eine Reparatur aus – ohne nachhaltige Wirkung.

Bestätigte Häufigkeit und schwierige Reparatur

Diverse unabhängige Reparaturwerkstätten – darunter die renommierten Kollegen von iFixit – bestätigen: Dieser Fehler gehört zu den häufigsten überhaupt beim iPhone 6 und 6 Plus. Das Problem ist jedoch schwer zu beheben. Der betroffene Touch-IC kann nur mit speziellem Equipment ausgelötet und ersetzt werden. In vielen Fällen bleibt nur der komplette Austausch des Logic-Boards – eine Reparatur, die früher mit rund 350 € zu Buche schlug.

Reaktion von Apple: Zögerlich, aber nicht tatenlos

Lange Zeit sah Apple die Ursache für den Defekt beim Nutzer selbst. Erst als sich in den USA Sammelklagen mit zehntausenden Betroffenen formierten, lenkte das Unternehmen vorsichtig ein. Unter dem Namen „Multi-Touch-Reparatur-Programm“ bietet Apple inzwischen einen vergünstigten Austausch des Logic Boards an – für 149 € statt der bisherigen 350+. Ein Schritt in die richtige Richtung, aber für viele zu spät: Der Defekt tritt häufig erst nach Ablauf der Garantie auf.

Langfristige Folgen für den Ruf von Apple

Die Touchscreen-Krankheit gefährdet nicht nur die Geräte – sondern auch den Premiumstatus von Apple. Wer heute ein gebrauchtes iPhone 6 oder 6 Plus kaufen möchte, muss mit Unsicherheiten rechnen. Der Blick ins Gerät ist ohne Öffnung nicht möglich – und ein drohender Mainboardtausch kann teuer werden. Sollte ein US-Gericht Apple zu einer umfassenden Entschädigung verpflichten, könnten die Folgekosten in die Milliarden gehen.

Hinzu kommt: Ein Austausch des Logic-Boards verlängert die Lebensdauer des Geräts erheblich – was wiederum künftige Neukäufe verzögern kann. Auch das wirkt sich wirtschaftlich negativ aus.

Hat Apple aus dem Fehler gelernt?

Ja. Ab dem iPhone 6s hat Apple die Touch-IC-Chips von der anfälligen Hauptplatine auf die Display-Einheit verlegt. Diese neue Position schützt die Chips besser vor mechanischen Belastungen. Bei iPhone 7 und späteren Modellen tritt das Problem nicht mehr auf.

Was kannst du tun, wenn dein iPhone betroffen ist?

Funktioniert dein Display plötzlich nicht mehr, obwohl dir das Gerät weder heruntergefallen noch nass geworden ist, solltest du nicht vorschnell das Display tauschen lassen. Gehe stattdessen direkt zu einem Apple Store oder einem autorisierten Service-Partner und verweise auf das Multi-Touch-Reparatur-Programm. Falls dir der volle Preis berechnet wird, kannst du auf Kulanz oder nachträgliche Erstattung pochen.

Und falls sich Apple querstellt: Mach Druck. Der Fehler ist bekannt – und die Verantwortung liegt nicht bei dir.

Markus
Markus

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2 Kommentare

  1. würde mich mal besser infornieren,bevor man alten käse schreibt.Sei 11.2016 bietet apple nun für 167 euro eine reperatur an.

  2. Das hätte mir einmal jemand früher sagen sollen, denn ich bin direkt zu einem Spezialisten zur Reparatur von Apple Geräten gegangen. Dort habe ich natürlich selbst für die Kosten aufkommen müssen. Danach war mein iPhone 6 zwar wieder funktionsfähig, aber ich dachte schließlich auch, dass ich es beschädigt hätte.

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