Galaxy Watch 7 Ultra vs. Brustgurt – Warum Software der neue Taktgeber ist
Gestern war ich auf mit meine Crossbike durch den Wald – und wie bei jedem Wearable-Test hatte ich auch diesmal meinen bewährten Brustgurt dabei, den HRM Plus, gekoppelt mit einem Garmin-Radcomputer. Parallel trug ich die neue Samsung Galaxy Watch 7 Ultra, die mit verbesserter Sensorik beworben wird. Ihr Anspruch: noch genauere Körperdaten durch optimierte optische Sensoren.
Doch das Ergebnis war enttäuschend. Bereits nach wenigen Kilometern zeigte die Uhr dauerhaft Herzfrequenzen zwischen 160 und 170 bpm an – obwohl ich mich in einem gemäßigten Belastungsbereich befand. Der Brustgurt meldete realistische 120 Schläge pro Minute. Eine Abweichung, die in der Praxis nicht akzeptabel ist.
Warum Smartwatches beim Radfahren häufig versagen
Das Problem ist bekannt: Viele Smartwatches liefern beim Radfahren fehlerhafte Pulswerte. Der Grund liegt in der Messmethode – optische Sensoren (PPG) sind empfindlich gegenüber Bewegungen. Beim Biken erschweren Vibrationen, Schweiß, Schmutz und Mikrobewegungen am Handgelenk eine saubere Messung.
- Ständiger Druckwechsel am Handgelenk
- Geländebedingte Erschütterungen
- Störfaktoren wie Schweiß, Staub und Lichtbrechung
- Große und schwere Uhren wackeln stärker und verfälschen so das Signal
Selbst bei fortschrittlichen Sensoren wie Samsungs BioActive Sensor mit drei LED-Farben und acht Fotodioden bleibt diese Herausforderung bestehen.
Pixel Watch 3: Die überraschende Ausnahme
Eine Smartwatch jedoch liefert exakte Pulswerte: die Google Pixel Watch 3. In Tests stimmen ihre Werte nahezu mit denen eines Brustgurts überein – obwohl sie keine neuen Sensoren verbaut. Der Unterschied? Software.
Google hat durch die Übernahme von Fitbit Zugriff auf Milliarden realer Gesundheitsdaten. Diese fließen in intelligente Algorithmen, die auch mit Standard-Hardware präzise messen können.
Software schlägt Hardware – ein Paradigmenwechsel
Das Prinzip ist nicht neu – und zeigt sich in anderen Technologiebereichen deutlich:
- Smartphone-Kameras: Googles Pixel-Serie liefert Top-Fotos mit älteren Sensoren dank KI-Optimierung.
- Autonomes Fahren: Systeme wie Tesla setzen auf kamerabasierte Daten und lernen aus Milliarden realer Kilometer.
- Medizinische Diagnostik: KI-Systeme erkennen Krankheiten frühzeitig, oft zuverlässiger als herkömmliche Geräte.
Was bedeutet das für uns – vor allem in Deutschland?
Deutschland ist traditionell ein Hardware-Land. Unsere Stärken liegen in Maschinenbau, Automobiltechnik und Industrieelektronik. Doch die Zukunft gehört der Software. Die entscheidenden Fragen lauten:
- Investieren wir genug in KI, Datenverarbeitung und Cloud-Plattformen?
- Fördern wir digitale Kompetenzen in Bildung und Wirtschaft?
- Ist unser Mindset auf datengetriebene Innovation vorbereitet?
Fazit: Der Sensor ist nicht mehr König
Die Pixel Watch 3 beweist: Gute Algorithmen schlagen selbst modernste Hardware. Nicht nur bei der Pulsmessung – auch bei der Schlafanalyse und Funktionen wie Loss of Pulse Detection, die potenziell Leben retten kann.
Die Frage ist nicht mehr, wer den besten Sensor baut – sondern wer mit den vorhandenen Daten die besten Erkenntnisse liefert.
Die Zukunft gehört der Software. Sind wir bereit?