CMF Watch Pro im Test: Wie gut ist die günstige Smartwatch von Nothing wirklich?
Die Marke CMF by Nothing ist zwar neu auf dem Markt, sorgt aber schon für Aufsehen – nicht zuletzt durch aggressive Preise und minimalistisches Design. Mit der CMF Watch Pro bringt das Unternehmen seine erste Smartwatch auf den Markt, die mit einem großen AMOLED-Display, integrierter GPS-Funktion, Bluetooth-Telefonie und umfassendem Gesundheits-Tracking punkten will – und das alles für unter 70 Euro. Doch wie viel Smartwatch bekommt man tatsächlich für so wenig Geld? Und wo wurde vielleicht gespart? Wir haben das Wearable mehrere Wochen im Alltag getragen und klären, ob sich der Kauf lohnt.
Design & Verarbeitung: Reduziert und funktional
Auf den ersten Blick erinnert die CMF Watch Pro stark an Modelle wie die Amazfit Bip 3 oder die Redmi Watch 3 – rechteckiges Gehäuse, einfarbiges Silikonarmband, flacher Formfaktor. Das Gehäuse besteht aus Aluminium, was der Uhr trotz ihres Preises ein hochwertigeres Gefühl verleiht als reine Kunststoff-Modelle. Dennoch macht sich der Preisunterschied bemerkbar: Die Kanten des Gehäuses sind relativ empfindlich gegenüber Stößen und Kratzern. Nach einigen Tagen im Gebrauch zeigen sich bereits kleine Gebrauchsspuren.
Das mitgelieferte Silikonarmband ist angenehm weich, aber optisch eher schlicht gehalten. Der Wechselmechanismus funktioniert problemlos, sodass sich das Band gegen andere 22mm-Bänder austauschen lässt. Das geringe Gewicht von nur 31,1 Gramm inklusive Armband sorgt dafür, dass die Uhr beim Tragen kaum auffällt – ein Vorteil für den Alltagskomfort.
Display: Hell, aber nicht makellos
Das 1,96 Zoll große AMOLED-Display ist zweifellos eines der Highlights der CMF Watch Pro. Es löst mit 410 × 502 Pixeln scharf auf und bietet kräftige Farben sowie sehr gute Kontraste. Die maximale Helligkeit ist ausreichend, um auch bei Sonnenlicht noch gut ablesbar zu bleiben – allerdings fehlt eine automatische Helligkeitsanpassung. Stattdessen muss manuell über die Einstellungen geregelt werden, was im Alltag umständlich sein kann.
Ein Nachteil ist der sichtbare schwarze Rand (Bezel) um das Display, der besonders bei hellen Watchfaces auffällt. Immerhin unterstützt die Uhr ein Always-On-Display, was im Alltag ein echter Pluspunkt ist – wenngleich auf Kosten der Akkulaufzeit.
Bedienung & Benutzeroberfläche: Schnell, aber unvollständig
Die Bedienung der CMF Watch Pro erfolgt ausschließlich über den Touchscreen; eine physische Taste gibt es nicht. Das System läuft erfreulich flüssig und reagiert schnell auf Eingaben. Die Benutzeroberfläche ist funktional, aber nicht besonders intuitiv gestaltet. Kleine Inkonsistenzen in Schriftgrößen und -stilen, sowie teilweise abgeschnittene Texte bei Benachrichtigungen, trüben den Gesamteindruck.
Auch die Organisation der Menüs wirkt etwas unaufgeräumt. So lassen sich Benachrichtigungen nicht zuverlässig löschen, und die Steuerung des „Nicht stören“-Modus ist inkonsequent: Trotz Aktivierung leuchtet das Display nachts bei Bewegung auf. Anpassbare Watchfaces sind zwar vorhanden, lassen sich aber kaum personalisieren. Eigene Fotos oder modular aufgebaute Infoscreens fehlen komplett.
Gesundheits-Tracking: Viele Funktionen, mäßige Genauigkeit
Die Uhr bietet eine breite Palette an Gesundheitsfunktionen: Pulsmessung rund um die Uhr, Blutsauerstoffmessung (SpO₂), Schlaftracking, Atemfrequenz, Stresslevel und sogar eine Hauttemperaturanzeige. Die Daten wirken auf den ersten Blick umfangreich, doch bei genauerem Hinsehen wird klar: Die Genauigkeit lässt zu wünschen übrig.
So weichen die Pulswerte häufig deutlich von Referenzwerten ab, insbesondere bei wechselnden Aktivitäten. Die Sauerstoffsättigung zeigt ebenfalls stark schwankende Werte, und das Schlaftracking ist unpräzise: Einschlaf- und Aufwachzeiten werden oft falsch erkannt. Zudem werden die Daten ausschließlich kontinuierlich gemessen – eine Option für punktuelle Messungen, etwa im Stundentakt, fehlt.
GPS & Sportfunktionen: Auf dem Papier stark, in der Praxis schwach
CMF bewirbt die Watch Pro mit integriertem GPS und Unterstützung für verschiedene Satellitensysteme (GPS, Beidou, GLONASS, Galileo, QZSS). Doch im Praxistest zeigt sich schnell: Die Streckenerfassung ist ungenau. Distanzen werden teils deutlich zu kurz aufgezeichnet, Abweichungen von mehreren Hundert Metern sind keine Seltenheit – insbesondere bei Aktivitäten in Innenstädten oder unter Bäumen.
Die Uhr bietet über 100 Sportmodi – von Klassikern wie Laufen, Radfahren und Yoga bis hin zu eher exotischen Aktivitäten wie „Jagen“ oder „Autodrift“. Doch viele dieser Modi sind nicht viel mehr als verschiedene Labels; individuelle Trainingsziele, Sprachansagen oder erweiterte Statistiken fehlen. Auch eine automatische Sporterkennung gibt es nicht.
Telefonie und Sprachassistent: Eher Gimmick als Funktion
Die CMF Watch Pro lässt sich via Bluetooth mit dem Smartphone verbinden und erlaubt so auch Telefonate direkt über die Uhr. In der Theorie klingt das praktisch – in der Realität ist die Verständigung jedoch schlecht. Die Audioqualität ist schwach, das Mikrofon wirkt dumpf, und der Lautsprecher ist zu leise oder übersteuert schnell.
Auch der Sprachassistent funktioniert nur, wenn das Smartphone in unmittelbarer Nähe ist. Eine eigene Intelligenz oder Offline-Funktionen sind nicht integriert. Hier hätte man besser auf diese Features verzichtet oder sie ausgereifter umgesetzt.
App & Ökosystem: Noch viel Luft nach oben
Die begleitende CMF Watch App ist schlicht gestaltet, auf Deutsch lokalisiert und sowohl für Android als auch iOS verfügbar. Sie ermöglicht grundlegende Einstellungen, zeigt Gesundheitsdaten und erlaubt das Einrichten von Watchfaces. Allerdings fehlen viele Funktionen, die man von etablierten Marken gewohnt ist: Es gibt keine Anbindung an Google Fit, Apple Health oder Strava. Auch Drittanbieter-Apps oder Widgets sind nicht verfügbar.
Besonders störend: Die Daten werden nicht automatisch synchronisiert. Die Uhr muss manuell mit der App verbunden werden, um aktuelle Werte zu übertragen. Das wirkt im Jahr 2025 nicht mehr zeitgemäß.
Akkulaufzeit: Lichtblick im Gesamtpaket
Positiv hervorzuheben ist die Akkulaufzeit: Bei normaler Nutzung inklusive Always-On-Display, Benachrichtigungen und gelegentlicher GPS-Nutzung hält die Uhr problemlos vier bis fünf Tage durch. Wer das Display sparsamer nutzt, kommt sogar auf bis zu sieben Tage. Der Ladevorgang dauert etwa 90 Minuten – ein guter Wert für diese Preisklasse.
Fazit: Günstig, aber nicht unbedingt gut
Die CMF Watch Pro versucht viel – und liefert in manchen Bereichen auch ab, etwa beim Display oder der Akkulaufzeit. Doch insgesamt wirkt das Produkt unausgereift. Viele Funktionen klingen gut auf dem Papier, enttäuschen aber in der Umsetzung. Besonders die Sensorik, das GPS und die App-Integration sind Schwachpunkte, die im Alltag schnell frustrieren können.
Für Technikinteressierte, die eine günstige Spielwiese suchen, mag die Uhr spannend sein. Wer jedoch eine zuverlässige, alltagstaugliche Smartwatch für Gesundheit, Sport oder smarte Funktionen sucht, findet bei Marken wie Huawei, Amazfit oder Xiaomi ausgereiftere Alternativen im ähnlichen Preisbereich. Hier stimmt das Gesamtpaket – auch wenn man dafür ein paar Euro mehr investieren muss.