Trainingsload bei Apple – kurz erklärt:

Trainingsbelastung: Warum Apples System der Apple Watch noch nicht überzeugt – und was Garmin und Polar besser machen

Mit der Einführung der Funktion „Trainingsbelastung“ versucht Apple, ambitionierte Sportler besser bei der Trainingssteuerung zu unterstützen. Ziel ist es, die körperliche Belastung durch Sport objektiv zu erfassen und so zu steuern, dass Übertraining verhindert und Fortschritte messbar werden. Doch wie gut funktioniert das in der Praxis wirklich? Meine Erfahrung zeigt: Die Berechnung der Trainingsbelastung bei Apple passt nicht immer zu deinem eigenen Körpergefühl. Ein Problem, das viele Nutzer wahrscheinlich kennen.

Meine Erfahrung: Wenn die Apple Watch und dein eigener Körper widersprüchliche Aussagen machen

Vor Kurzem war ich vier Tage beruflich unterwegs. Diese Tage waren geprägt von langen Autofahrten, mehreren Schulungen, intensiver geistiger Arbeit und Berichterstellung. Bewegungsmangel und Stress summierten sich spürbar. Am vierten Abend wollte ich trotz der Strapazen eine Stunde Radfahren, um die Beine auszufahren und den Kopf frei zu bekommen.

Doch bereits nach wenigen Kilometern fühlten sich die Beine schwer an, der Rücken verspannt und mein gesamter Körper deutlich belastet – ganz sicher kein „leichtes Training“. Dennoch zeigte mir meine Apple Watch Ultra 2 nach der Einheit eine Trainingsbelastung von „3“ an, also ein sehr geringes Belastungsniveau. Die Uhr bewertete mein Training also als „leicht“, obwohl ich mich subjektiv sehr angestrengt fühlte.

Diese Diskrepanz führte mich dazu, das System der Trainingsbelastung bei Apple genauer zu hinterfragen.

Wie berechnet Apple die Trainingsbelastung?

Die Trainingsbelastung bei Apple basiert im Wesentlichen auf Herzfrequenzdaten, Herzfrequenzvariabilität (HRV) und Bewegungsmustern, ergänzt durch eine optionale subjektive Bewertung des Trainings durch dich. Die wichtigsten Messgrößen sind:

  • Herzfrequenz (HF): Die Uhr misst während des Trainings kontinuierlich den Puls, der als Indikator für die körperliche Belastung dient.
  • Herzfrequenzvariabilität (HRV): Die Schwankungen der Herzfrequenz werden überwiegend in Ruhephasen gemessen und geben Hinweise auf Erholung und Stress.
  • Bewegungsmuster: GPS-Daten und Beschleunigungssensoren erfassen Geschwindigkeit, Distanz und Intensität der Aktivität.
  • Subjektive Einschätzung: Nach dem Training kannst du die wahrgenommene Anstrengung auf einer Skala von 1 bis 10 eingeben.

Das Problem bei meiner Situation war: Trotz mentaler Erschöpfung und muskulärer Verspannungen blieb die Herzfrequenz verhältnismäßig niedrig, da ich körperlich nicht intensiv trainiert hatte. Die Apple Watch wertete die Einheit deshalb als „leicht“. Die subjektive Anstrengung wird nur berücksichtigt, wenn du sie aktiv eingibst – was viele Nutzer oft vergessen oder unterschätzen.

Warum ist die subjektive Bewertung allein nicht ausreichend?

Die Trainingsbelastung spiegelt die Summe aller physiologischen und psychischen Beanspruchungen wider, die dein Körper erfährt. Während Herzfrequenz und Bewegungsmuster gute objektive Größen sind, erfassen sie nicht den mentalen Stress, die muskuläre Verspannung oder die Erschöpfung durch Inaktivität.

Ein Belastungswert von 3 suggeriert Leichtigkeit, doch wenn dein Körper aufgrund von Stress oder Erschöpfung nicht leistungsfähig ist, wird dies nicht abgebildet. Wenn du dich ausschließlich auf die Uhr verlässt, läufst du Gefahr, deinen Zustand zu unterschätzen – mit der Folge von Überforderung oder sogar Verletzungen.

Die subjektive Bewertung ist zwar sinnvoll, ersetzt aber nicht die Integration umfassender physiologischer Daten und eine ganzheitliche Betrachtung von Belastung und Erholung.

Vergleich mit Garmin und Polar – Warum diese Systeme derzeit besser funktionieren

Merkmal Apple Garmin Polar
Grundlage der Berechnung Herzfrequenz, HRV, Bewegungsmuster, optionale subjektive Bewertung EPOC, VO₂max, aerobe & anaerobe Belastung, Herzfrequenz, Leistungsdaten Herzfrequenz, HRV, Schlaf, subjektive Einschätzung, Recovery Pro
Berücksichtigung mentaler Belastung Kaum, nur über subjektive Eingabe Indirekt über physiologische Messwerte Erfassung durch Schlaf- und HRV-Analyse
Erholungsstatus & Empfehlungen Sehr allgemein, kaum dynamisch Detaillierte Erholungsbewertungen, Trainingsempfehlungen Recovery Pro mit genauer Erholungsanzeige und Warnungen
Subjektive Bewertung Optional, nicht verpflichtend Keine nötig, automatische Messung Optional, wird in Erholungsanalyse integriert
Integration von Trainingsplänen Grundlegend, eher statisch Dynamisch, basierend auf Belastung und Erholung Dynamisch, mit Fokus auf Regeneration
Präzision und wissenschaftliche Fundierung Begrenzt, noch in Entwicklung Sehr hoch, wissenschaftlich erprobt Hoch, mit Fokus auf ganzheitliches Monitoring

Garmin: Mehrdimensionaler Ansatz mit wissenschaftlichem Hintergrund

Garmin hat mit seiner Trainingsbelastung ein sehr komplexes System etabliert, das auf der Messung des sogenannten EPOC (Excess Post-Exercise Oxygen Consumption) basiert. EPOC misst die Sauerstoffmenge, die dein Körper nach dem Training über das normale Ruhemaß hinaus verbraucht – ein direkter Indikator für den Erholungsbedarf und die Belastungsintensität.

Zusätzlich werden aerobe und anaerobe Belastungen getrennt ausgewertet, was ein differenziertes Bild der Trainingsreize liefert. Garmin schätzt auch den VO₂max-Wert, also die maximale Sauerstoffaufnahme, und gibt auf dieser Basis individuelle Erholungsempfehlungen. Das bedeutet: Nach besonders intensiven Einheiten empfiehlt Garmin gezielte Pausen, um Übertraining zu vermeiden.

Das System benötigt keine subjektive Eingabe, da alle wichtigen Daten automatisch über Herzfrequenz, Leistungsdaten und weitere Sensoren erfasst werden.

Polar: Fokus auf Herzfrequenz, Erholung und Schlaf

Polar kombiniert ebenfalls herzfrequenzbasierte Trainingsbelastung mit einem ausgeprägten Erholungsmanagement. Neben der Belastung wird auch dein Regenerationsstatus durch Schlafanalysen, Ruhe-HRV und subjektive Einschätzungen berücksichtigt.

Polars „Recovery Pro“ zeigt an, wie bereit dein Körper für die nächste Trainingseinheit ist und warnt vor Überlastung. So entsteht ein ganzheitliches Bild, das sowohl objektive als auch subjektive Parameter integriert.

Warum Apple trotz starker Hardware derzeit noch Nachholbedarf hat

Apple bietet mit der Watch Ultra 2 und dem S9-Chip ausgezeichnete Hardware und ein sehr benutzerfreundliches Interface. Doch die Trainingsbelastung bleibt in ihrer Tiefe und Genauigkeit hinter Garmin und Polar zurück, weil:

  • Die Erfassung der Belastung auf Herzfrequenz und Bewegung beschränkt ist.
  • Mentale Belastungen und muskuläre Erschöpfung nicht gemessen werden.
  • Erholungsempfehlungen fehlen oder sehr allgemein gehalten sind.
  • Subjektive Bewertungen nötig sind, diese aber nicht systematisch abgefragt oder in den Algorithmus integriert werden.

Fazit: Für wen ist Apples Trainingsbelastung geeignet – und für wen nicht?

Für Gelegenheits- und Freizeitsportler ist Apples Trainingsbelastung ein erster, nützlicher Schritt, um ein Gefühl für den eigenen Trainingsaufwand zu bekommen. Sie bietet eine einfache Möglichkeit, deine Aktivitäten im Blick zu behalten und die Belastung grob einzuschätzen.

Ambitionierte Sportler, die jedoch gezielt trainieren, brauchen eine deutlich präzisere Steuerung – mit objektiven Parametern, Erholungsanalysen und dynamischen Trainingsplänen. Hier punkten Garmin und Polar mit ausgefeilten Konzepten, die wissenschaftlich fundiert sind und eine ganzheitliche Sicht auf Training und Regeneration bieten.

Was Apple verbessern könnte – und sollte

Um den hohen Anforderungen von Sportlern künftig gerecht zu werden, sollte Apple:

  1. Physiologische Parameter wie EPOC integrieren, um Belastung objektiv besser abzubilden.
  2. Mentale Belastungen und muskuläre Ermüdung über erweiterte HRV-Analysen oder neue Sensoren erfassen.
  3. Dynamische Trainingspläne anbieten, die sich an aktueller Belastung und Erholung orientieren.
  4. Erholungsempfehlungen und Regenerationsstatus auf Basis von Schlaf, Stress und HRV transparent machen.
  5. Die subjektive Bewertung stärker einfordern und intelligent in die Berechnung integrieren.

Wer den Nutzen seiner Trainingsdaten maximieren will, sollte daher aktuell auf Lösungen von Garmin oder Polar zurückgreifen oder Apple mit einem kritischen Blick nutzen – insbesondere wenn subjektive und objektive Wahrnehmungen auseinandergehen, wie in meinem Beispiel.

Wenn du Fragen zur Trainingssteuerung oder zum Einsatz von Wearables im Sport hast, helfe ich gern weiter.

Hier findet ihr den Artikel zur Polar Strategie bzgl. Traning und Sportuhren, sehr spannend wie ich finde.

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